IMG_7158 © 2011 Tim. All rights reserved.

Kapstadt/Cape Town

Jetzt sind wir beide in Kapstadt angekommen, hier also unser erstes Lebenszeichen aus Afrika. Gestern, am 7. März 2011 um 6:14 Uhr, habe ich afrikanischen Boden betreten. Es ist ein eigenartiger Gedanke, dass man für einen 12 Stunden Hinflug 7 Monate Rückweg in Kauf nimmt (und dabei noch nichtmal ganz daheim ankommt). Zugegebener Maßen auch ein leicht beängstigender Gedanke und so hatte ich gestern Morgen als das Flugzeug auf dem Boden aufgekommen ist zum ersten Mal für eine Minute ein mulmiges Gefühl bzgl. der Dimension unserer Reise. Aber nur eine Minute, danach war ich wieder euphorisch endlich da zu sein und meinen bisher größten Traum zu leben.
Wie auch immer, zuerst musste mal mit dem Kulturschock klargekommen werden. Oder viel mehr dem Umgekehrten Kulturschock. Nach meinen Erfahrungen mit Afrika und afrikanischen Flughäfen (die sich auf den Flughafen auf Nairobi beschrenken) hatte ich bei der Landung einen typischen afrikanischen Flughafen erwartet, vielleicht ein bisschen westlicher, reicher, organisierter, aber immernoch einen afrikanischen Flughafen.
Was ich nicht erwartet hatte war ein Flughafen, der besser durchorganisiert und strukturiert ist als z.B. der Münchner. Verlässt man den Flughafen wird man durch verschiedene Schleusen in ein Busterminal gebracht, der einen dann Nonstop ins Stadtzentrum bringt. Mein Südafrikabild ist in Sekunden zerstört und neu aufgebaut worden.
Ich bin also in der südlichsten Erweiterung Europas. Not.
Man verlässt den Flughafen auf den Freeway und obwohl eigentlich alles normal aussieht (wenn auch in der subtropischen Ausgabe), d.h. Straßen gut asphaltiert, Autos normal usw usw, laufen da halt Menschen zur Arbeit. Auf der Autobahn. Und hinten in den unzähligen Pick-Up Trucks sind bis zu 8 Menschen eingequetscht, Straßenarbeiter auf dem Weg zur Arbeit. In Deutschland würde man dafür in den Knast kommen.
Jetzt bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, ob wir eigentlich in Europa oder Afrika sind, aber ich schätze das wird sich beheben sobald wir Capetown in Richtung der ländlichen Gegenden verlassen.
Beim Interview mit Daniel für die Aachener Nachrichten
Wie auch immer, später an dem Tag haben wir “BEN” in einem Township etwa 20km entfernt besucht. BEN ist eine Organisation die Kindern und Obdachlosen Fahrräder zur Verfügung stellt und sie in der Handhabung und Wartung unterrichtet um ihnen so zu ermöglichen sich billiger und schneller fortzubewegen (zur Schule oder wo auch immer Obdachlose hin wollen).
Die Leute bei BEN jedenfalls waren super hilfreich. Allesamt Fahrradbegeistert haben sie uns zum einen Tips zum Fahrradfahren in Südafrika gegeben, bei der Route geholfen und uns dabei v.a. auf dir verschiedenen Gebirge und Ödländer hingewiesen die man im Zweifelsfall lieber umfahren will. So haben wir jetzt eine gute Route nach Namibia gefunden die zur Akklimatisation reichen sollte und uns mitten durch die Kalahari führt (was übrigens von Anfang an geplant war).
Außerdem fahren wir jetzt BEN-Fahrradtrikots. Wir sind also rollende Werbeträger. Und zu guter letzt und worüber ich mich am meisten freue: BEN hat uns in Kontakt zur Tour d’Afrique gebracht.
Die Tour d’Afrique ist ein organisiertes Radrennen/Tour von Kairo nach Kapstadt mit Begleitfahrzeugen und allem drum und dran. Etwa 10% der Teilnehmer sind Athleten, die tatsächlich ein Rennen fahren, der Rest fährt einfach um der Sache selbst willen (wie wir übrigens). Unser Kontakt bei der Tour d’Afrique hat uns die Tour-Rasttage geschickt und wir hoffen die ganze Mannschaft in Windhoek, Namibia oder Maun, Botswana treffen zu können. Mal sehen, wie weit wir voran kommen. Wenn wir sie dann treffen können wir uns austauschen, Informationen über die Route vor uns bekommen und vielleicht auch was zu essen :P . Die Tour d’Afrique fährt nämlich, bis auf kleine Unterschiede, die gleiche Route wie wir. Von daher freuen wir uns sehr sie zu treffen – und natürlich einfach auch um sich mal mit Gleichgesinnten unterhalten zu können.
Von BEN sind wir dann westlich nach Kapstadt zurückgefahren (wobei BEN an der “Ostküste” des Kaps liegt), über den Pass bei Chapman’s Peak. Verdammt hoch und verdammt schön. Die Passstraße windet sich entlang und in den Klippen über dem Meer, man hat eine wahnsinns Aussicht und es ist insgesamt einfach schön dort. Man leidet zwar etwas unter Sonne, Steigung und Wassermangel (v.a. wenn man nur 2l mitnimmt …), aber es ist jeden Meter absolut wert. Vor allem wenn man dann am Ende der Tour ein dickes Picknick am Meer macht mit Apfel, Schokolade, Chutney, Baguette und Hüttenkäse.
Und dann zu Abend den besten Kalamariburger seines Lebens isst. Den einzigen auch, aber auch den besten. Das Ding war ein Geschmacksmus aus einem Loch in dem man Salmonellen und Durchfall schon fast krabbeln sehen konnte. Oder zumindest davon überzeugt war, mir geht es nämlich blendend und gleich auf dem Weg zur Fähre nach Robben Island werde ich mir noch einen holen.
Heute Vormittag hatten wir noch einen Pressetermin mit dem Aachener Nachrichten. Daniel ist gerade zufällig auch in Kapstadt und wir haben ein Interview (und Fotosession!) am Hafen in Kapstadt gemacht. Da es leider zu nebelig und nieselregnig (jetzt ist übrigens wieder strahlendster Sonnenschein) war konnten wir nicht vorm Tafelberg posieren, sondern mussten an einem dieser Schilder stehen wo die Entfernungen der größten Städte angegeben sind – und Richtung natürlich (Etwa Zürich, NNNW, 9000km). Wir haben dann ein Cairo – 12000km Schild neben Zürich geklebt und darunter mit voll bepackten Rädern für Effi (die südafrikanische Fotografin, die dabei war) posiert. Es hat keine zehn Minuten gedauert und wir sind zu einer offiziellen Touristenattraktion Kapstadts geworden. Um uns hatte sich dann ein richtiger Kreis Touristen gebildet die Fotos von uns unter dem Schild machten – darunter übrigen s keine Japaner.

Einem dänischen Paar haben wir dann versprochen morgen (9.3.2011) um 7-7.30 Uhr dort zu sein und offiziell zu starten, was vorher zwar nicht geplant war, jetzt aber so ist.
Nachdem wir aber morgen offiziell von dort starten, wirft das wieder die Frage auf, ob wir tatsächlich die 600km Umweg zum Kap Agulhas nehmen sollen, oder nicht.
Entscheiden wir uns dafür wird Kap Agulhas unsere nächste Hauptetappe, sonst Springbok in Nord-Südafrika.
Wie auch immer, ich verspreche das nächste mal mehr zu filtern damit die Texte nicht wieder so ellenlang werden.

Liebe Grüße an Freunde und Familie und alle anderen die mitlesen aus Kapstadt,

Fabian und Tim

Cape Town (English version)

So we finally both arrived in Capetown. Yesterday that is, 7th of March 2011, when I touched African Soil at 6.14am. Anyway it’s a weird thought that it takes a 12 hour flight one way and a seven month biketrip back. A frightening thought almost and the moment the plane hit the ground I was frightened for the first time by the dimensions of our tour.
Anyway what followed next was the culture shock or what I would rather call a reverse culture shock. I expected to arrive in an African country and imagined the airport being a “typical” African airport – my only reference to “typical African airports” is Nairobi international airport. Well: Not. CPT airport is more strictly organized then even Munich, so all my expectations where destroyed within seconds of landing. Now that said the next impression adding up to the confusion was the traffic jam on the freeway.
The freeway itself could aswell been a german freeway. It is in perfect condition, the cars are just normal and there’s a traffic jam. What made me finally realize I had reached Africa afterall and not flewn in circles around MUC for 12 hours were the pickup trucks packed with streetworkers (which would get you into jail in Germany) and the pedestrians on the freeway.
Now I’m still not quite sure if we are in Africa or at the southern most point of Europe but I guess this will change (and does in some specific situations already) as soon as we will leave Capetown for the rural areas.
That said Fabian picked me up at the bus station and later that day we visited “BEN” in a township some 20km away from Capetown.  To be honest I forgot the name of the township but since it was their bureau I figure it isn’t that important anyway.
BEN is an organization that, in a very short description, provides students and homeless people with bicycles and teaches them how to handle and repair them, thus enabling them to use quick, cheap and environmental friendly means of transportation. For us they were a great help too, all of them being great cycling enthusiasts they provided us with a lot of information on how to travel through South Africa on which routes and at which speed and especially which areas to avoid due to environmental factors like elevation, underpopulation or just vastness.
Furthermore we’re now wearing BEN trikots (to be seen on the pictures provided with this and the coming reports) and, what I appreciate most, they brought us into contact with the Tour d’Afrique.
The Tour d’Afrique is a bikerace/tour crossing the African continent from Cairo to Capetown. They are doing pretty much the exact same route as we do so exchanging information and experiences with them will be great. We hope to catch them on a rest day in Windhoek (Namibia) or Maun (Botsuana) so we can get in touch with the cyclists and everybody around (and of course get some variety in our diet :) ). Also you don’t have to be an athlete to join the Tour d’Afrique. You can book the whole tour or parts of it like a holiday and spent the time you booked with them.
Okay so we had a great time with BEN. Returning to Capetown we decided to take the western route by bike which evolved to be a full grown biketour with some serious changes in altitude.
The pass over Chapman’s Peak is a road which winds up and down along the cliffs directly over the atlantic ocean. It’s so beautiful you could just stand there and marvel at the view and surronding for days straight. That is if you wouldn’t get the worst sunburn of your life. But never mind. It’s a stunningly awesome place and you keep switching between suffering from climbing, heat and dehydration (we only brought 2l of water) and enjoying yourself. Enjoying yourself is what you do the majority of the time.
Anyway at some point the road ended and we finally reached a supermarket where all the hotels are. We had a huge picknick, dozed in the sun for a while and made our way back to Capetown.
Later that evening for dinner we had a Calamariburger at a place where you get diarreha from by just looking at it. But it was FRIENDLY awesome. It was like the best burger I’ve ever eaten and I’ll eat it today again! Oh and I didn’t get ill. I guess it looked worse then it was. Got to get rid of my European standards.
So today, the 8th of March, we had an Interview with Daniel from the Aachener Nachrichten (the local Newspaper from the place were Fabian lives). By shere coincidence NAME spends some time in Capetown and we managed to meet him and Effi (the woman who took the pictures we’ll upload as soon as we have them).
We did that at the harbour in Capetown at one of those signposts that tell you the direction and distance to all the places so far away (Moscow, Zurich, Tokio, L.A.). Anyway, we made a Cairo 12.000km sign (Zurich was 9000 away) and taped it next to Zurich, posing with our bikes below for pictures by Effi.
Eventually a crows of tourists gathered taking pictures of us with our bikes as well so now we’re officially an attraction of Capetown harbour. For some reason we also promised that danish couple we talked to to start off at 7.00-7.30 am tomorrow morning at the exact same point so now we’ll be there and this will probably be the official start of our biketour trough Africa!
Now the problem we have is that we’re still not quite sure whether we should take the detour to Cape Agulhas or not. It would be a nice symbolic act… but it’s a ~600km detour (5% of the tour). We’ll decide that tonight.

Depending on that decision our next major waypoint will either be Cape Agulhas or Springbok in northern South Africa.
Two more things: Firstly we decided to forget about table mountain (it’s just a mountain afterall) and rather visit Robben Island in 2,5 hours from now while I write this report.
Secondly I will promise to filter more of what we post so you won’t have to read these mile-long text. Or we’ll add indexes.

Cheers from Capetown, South Africa.
Tim & Fabian

8 Comments

  1. das klingt alles so spannend im Gegensatz zu meinem langweiligen Azubi-Alltag im noch kühlen Deutschland. Ich könnte glatt neidisch werden (wegen des Fotografierens), hätte ich nocht immer Heimweh. ;) Übrigens klingt das mit der Tour d’Afrique interessant – und das Interview in der AN muss ich unbedingt lesen, wenn es raus ist (sofern es das online gibt, wir bekommen “nur” die AZ).

    Und ihr habt einen Blogeintrag auf meinem Blog verdient. Den werde ich direkt mal tippen.

    Alles Gute und viel Erfolg für euren Start morgen!

  2. Georg

    1. Bitte nicht weniger schreiben.
    2. Generell: Was habt ihr ca. für ein Budget eingeplant für die gesamte Strecke?
    Und ich würde den “Umweg” um den Viktoria See machen, über Uganda nach Kenya. Lohnt sich; die Straßen sind auch nicht so schlecht…; bzw. von Mwanza nach Bukoba mit der Fähre.

  3. Find die Sache echt überragend und spannend. Wünschen euch beide viel Glück und Durchhaltevermögen.
    Werden euch auf unserer Seite verlinken und im nächsten Blog erwähnen.
    Machts gut !!!!
    André Und Tom

  4. Leo

    Hallo Tim,
    schön so enthusiastische Berichte zu lesen – wünsche Dir eine gute Reise, was wegen Einsatz auf dem Fastnachtszug leider am Sonntag nicht geklappt hat.
    Herzlicher Gruß
    Leo

  5. Julian

    Hey, schön, dass es nun also endlich losgeht! Gleich vorweg: Ich kann Georg nur zustimmen, bitte auf gar keinen Fall weniger schreiben. So gewinnt man einen schönen Eindruck von euren Erlebnissen, die aufgrund der Entfernung doch so unwirklich und… ja, fern wirken. So kommen zu Autogrammen in Brasilien nun also Autogramme in Afrika hinzu. Ich bin verzückt :D

    Auf jeden Fall hoffe ich auf viele weitere Berichte und natürlich den Link zum Artikel des Herrn von den Aachener Nachrichten.

    Cheerio und Glück auf,
    Julian

  6. Lotte und Barbara

    wir stimmen auf alle Fälle den Anderen zu! Bitte nicht weniger schreiben!!!!
    Wo geht’s denn als nächstes hin? Wir sollen euch noch einen Wasserreiniger schicken!
    Wir würden jetzt auch gerne in Afrika sein =)
    Alles Gute, fallt nicht vom Fahrrad und lasst euch nicht von den Löwen fressen =)
    Barbara und ich

    • Edda

      Hallo Tim =)
      Ja find ich auch!!
      Die Berichte sind echt super und die Bilder machen mich ganz eifersuechtig!
      Ich wuensch euch ne ganz tolle Zeit =)

  7. Catarina

    What a great start! Beautiful pics also.. Keep us updated, and have fun!!

Hinterlasse einen Kommentar zu Verena Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Required fields are marked:*

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>